Sinn und Unsinn von "Back-Testing"

Aufgrund unseres Artikels zum Back-Testing der AXA Relax Rente Comfort kam die Frage auf, wieviel Sinn ein Back-Testüberhaupt macht - und daß da häufig doch sowieso "gemogelt" würde.

Letztendlich KANN auch für ein Back-Testing gelten, womit ich den Artikel zum Rente Relax Back-Test begann: "Hochrechnungen sind etwas Schönes - man gibt einfach eine Prozentzahl an und rechnet sich die fantastischsten Wertentwicklungen aus..." Das MUSS aber für ein Back-Testing nicht gelten. :) 

In diesem Artikel verrate ich euch auch noch eine weitere - unabhängige - Quelle, bei der ihr wirklich gute und ausgiebig "ge-back-testete" Wahrscheinlichkeiten für viele Rentenversicherungstarife finden könnt - aber leider eben nicht für alle.

Generell brauchst du, um als Kunde einschätzen zu können, ob die Wertentwicklung, die der Versicherer zu Grunde legt, realistisch ist, faire und transparente Informationen. Die Frage ist nur: Woher bekommen?

Unabhängig und in 10.000 Szenarien durchgespielt: Volatium von Morgen & Morgen

Eine sehr gelungene Initiative (deren Auswertungen auch frei zugänglich sind) ist die "Volatium"-Analyse des Analysehauses Morgen & Morgen. 

Hier sind leider nicht alle Tarife aller Versicherer gelistet - aber diejenigen, die sich dort finden, sind in 10.000 denkbaren Kapitalmarktverläufen durchgespielt und ihre Rendite mit den entsprechenden Wahrscheinlichkeiten hinterlegt. Gerade bei der Vielzahl der unterschiedlichen Garantieerzeugungsmodelle lohnt sich ein Blick in die Analysen dort.

Alternative der Versicherer: "Backtesting"

Eine andere Alternative bieten manche Versicherer dem interessierten Kunden: Zum Vorschlag gibt es gleichzeitig Daten und Charts aus einem sogenannten "Back-Testing" des Wunschtarifs. 

Beim "Back-Testing"  wird auf Basis des Rentenversicherungstarifs in die Vergangenheit geschaut und berechnet, was aus einer Anlage in der letzten X Jahren in diesem Tarif geworden wäre.

Anlageergebnisse der Vergangenheit geben zwar keine Garantie für die Zukunft, aber wenn der "Backtest" sauber berechnet worden ist, werden zum einen auch verschiedene Marktbewegungen (der Vergangenheit) durchgespielt und zum anderen kann der interessierte Kunde sehen, wie sich sein Wunschprodukt im Verhältnis zum Markt entwickelt hätte.

Der "Back-Test-Teufel" steckt im Detail

Dabei sollte man als interessierter Kunde unbedingt das Kleingedruckte rund um den Back-Test lesen. Ich habe schon die verschiedensten Augenwischereien auf meinem Schreibtisch gehabt - hier die beliebtesten zu deiner Information:
  • Der Back-Test ist gar kein Back-Test, sondern nur der Chart (= die grafische Darstellung eines Kursverlaufs) eines Indexes, Wertpapiers oder Fonds - und das dann meist auch noch ohne jegliche Berücksichtigung von Kosten des Produkts. Diese Musterberechnungen machen dich auf dem Papier steinreich...
  • Der Back-Test ist zwar ein Back-Test, berücksichtigt aber keine Kosten oder eventuelle Verschiebungen von risikoreicherem Kapital in sicherheitsorientiertes Kapital zur Erzeugung einer eventuell eingebauten Garantie. Die tatsächliche Wertentwicklung fällt also ganz anders aus.
  • Der Back-Test ist ein Back-Test, aber die Rückschau erfolgt nicht nach klar festgelegten Verfahren, die den Tarif auch mal "schlecht" aussehen lassen können, sondern eventuelle Umschichtungen von sicherheitsorientierter Anlage in renditeorientierte Anlagen (und umgekehrt) erfolgt wie durch Zauberei immer genau zum passenden Timing. Dieses Management hat also eine Kristallkugel, um damit in die Zukunft zu sehen...
  • Der Back-Test ist ein Back-Test, die Kosten sind korrekt berücksichtigt, eventuelle Umschichtungen erfolgen nach einem klar definierten Schema... Aber die Benchmark (=der Vergleichswert bei direkter Investition in eine Fondsanlage oder einen Index) ist falsch: Statt dem passenden Fonds oder Index wird ein anderer, ähnlicher Wert verglichen, z.B. statt dem Performance-Index (Index ist mit Dividenden gebildet, also höhere Wertentwicklung) wird der Kursindex (Indexentwicklung ohne Dividenden, also weit niedrigere Wertentwicklung) genommen.
Und dann gibt es natürlich noch "saubere" Back-Tests - die nicht sehr häufig, dem Grunde nach hypothetisch, aber die einzig sinnvolle Option sind, um zukünftige Versprechungen anhand von Vergangenheitswerten einschätzbar zu machen. 

Aber wie soll der Finanz- und Versicherungslaie hinter die zum Teil absichtlich-komplizierten Berechnungen und das kleingedruckte Drumherum schauen?

Gesunder Menschenverstand hilft

Im Wesentlichen hast du zwei Möglichkeiten: Frage jemanden, der sich damit auskennt und dem du ver- und die Thematik zutraust oder/und halte dich an ein paar Tipps:
  • Die meisten "Hochdruck-Verkäufer" da draußen kleckern nicht, sie klotzen. Da geht es nicht um 10.000de Euros - da wirst du steinreich. Du wirst mit 50 Euro im Monat Millionär! Nicht einlullen lassen - "Gier frißt Hirn" ist eine uralte Börsenweisheit.
  • Es gibt keine Rendite ohne Risiko. Es gibt keine Rendite ohne Risiko. Und nochmal: Es gibt keine Rendite ohne Risiko. Wenn dir jemand "sichere" 8% Wertentwicklung verspricht, such dir einen richtigen Berater. Dein Gegenüber zieht dich nämlich gerade "über den Leisten". Der Vorteil: Du brauchst ein eventuell vorliegendes Back-Testing nicht prüfen - das wird ohnehin Augenwischerei sein. :)
  • Wenn du die unterschiedlichen Wertentwicklungen vor dir hast, frage dich - ist das schlüssig? Paßt der Verlauf zu dem, was du erwarten würdest? Wenn nicht: Nachfragen, nachfragen, nachfragen.
  • Und ganz einfach: Hast du das Produkt verstanden? Kannst du die Anlagestruktur nachvollziehen? Ist dir klar, welche Risiken im Tarif stecken? Wenn nicht - nicht abschließen.
  • Hast du alle notwendigen Unterlagen in aller Ruhe zur Ansicht bekommen? Dazu gehören neben den Bedingungen und dem Produktinformationsblatt auch ein Vorschlag, samt Wertentwicklung in verschiedenen Verzinsungszenarien und eine Rückkaufswerttabelle (=Kontoverlauf deiner Anlage). Du hast nur Werbeblättchen und einen Antrag? Nichts unterschreiben.
Wenn du Rechenhilfe brauchst (Verzinsung ausrechnen, Steuervor- und -nachteile berechnen, etc.), schau mal auf www.zinsen-berechnen.de vorbei. Dort findest du für (fast) jeden  Bedarf den richtigen Online-Rechner - kostenlos und sehr gut gemacht.

Fazit

Ein Backtest ist immer auch nur eine hypothetische Berechnung. Die Rückschau in die Vergangenheit ist keine Garantie für die Zukunft und es werden irgendwo im Backtesting immer Variablen angenommen, über die man sich streiten könnte.

Aber wenn der Back-Test grundsätzlich sauber und fair gerechnet ist, verschiedene Marktphasen samt Auf und Ab abbildet und der Vergleichsindex/-wert ebenfalls zum Produkt paßt, ist es ein fabelhaftes Instrument, um abschätzen zu können, ob das Produkt zu deinen Anforderungen paßt und ob es generell halten kann, was es verspricht.

Wer sein eigenes AXA Relax Renten-Angebot berechnen möchte, kann das mit unserem AXA Relax Renten-Rechner tun - oder mail mir gerne!

Viele Grüße,

Mark

Gute Beratung gibt´s bei uns. Selbstverständlich auch Online.


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