Finanztest-Artikel zur Privaten Krankenversicherung


Guten Morgen,

eigentlich habe ich diese Woche Urlaub und ich wollte die Woche ganz ohne Versicherungskrams verbringen, aber ein aktueller Finanztest-Artikel zur privaten Krankenversicherung läßt mir keine Ruhe: Da fehlt (mal wieder) eine sachliche Betrachtung beider Seiten.

Was definitiv in dem Finanztest-Artikel zur privaten Krankenversicherung stimmt


Die Entscheidung für die private Krankenversicherung sollte eine gut bedachte und langfristige Entscheidung sein. Ein Wechsel von einem Krankenversicherungssystem in das andere ist ein Stück Lebensplanung.

Das hängt allerdings nicht an steigenden Beiträgen im Alter, sondern an der Familien- und Zukunftsplanung. Aber dazu gleich mehr Details.

Was definitiv in dem Finanztest-Artikel zur privaten Krankenversicherung nicht berücksichtigt wird




  • Aktuelle gesetzliche Änderungen: Ab 2015 wird der Arbeitgeberanteil zur gesetzlichen Krankenversicherung eingefroren: Die Folge? Gesetzlich Krankenversicherte stemmen künftige Beitragserhöhungen zu 100% alleine.
  • Zukünftige Änderungen: Die gesetzliche Krankenversicherung funktioniert nach dem Umlageverfahren - d.h. die eingezahlten Beiträge eines Jahres werden auf der anderen Seite wieder für Leistungen an die Mitglieder ausgeschüttet. Es verbleibt kein Geld für zukünftige Entwicklungen in der Kasse. Und das bedeutet bei einer immer älter werdenden Gesellschaft mit immer mehr "Nehmern" und immer weniger "Gebern" entweder Leistungen drastisch kürzen oder Beiträge drastisch erhöhen (und zwar - siehe oben - auf die Kosten der Versicherten). Es wird keine Zukunftsvorsorge betrieben - die gesetzliche Krankenversicherung hat dieselben Probleme wie die gesetzliche Rentenversicherung.
  • Bestehende gesetzliche Regelungen: Wer sich privat versichern kann, ist im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung "Freiwillig Versicherter". Ein freiwillig Versicherter, der in Ruhestand geht, muß ALLE seine Einkünfte verbeitragen. Das bedeutet, egal ob es Miet-, Zins-, oder sonstige Einkünfte sind: Überall langt die gesetzliche Krankenversicherung zu und nimmt den dann gültigen vollen Beitrag zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung.
  • Die Inflation: Wenn ein heute 35-Jähriger in 30 Jahren den dreifachen Beitrag zahlen müßte, wie die Stiftung Finanztest berechnet hat, dann entspricht das einer Beitragsentwicklung von 3,73 % p.a..  Bei einer Inflation von 2% (dem langfristigen Ziel der Europäischen Zantralbank), wäre das eine Beitragsentwicklung von 1,73% p.a. und damit rund 68% mehr - längst keine Verdreifachung.
  • Der Vergleich zur Beitragsentwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung: Schauen wir doch einmal in der Vergangenheit der gesetzlichen Krankenversicherung - im Jahr 1984 zahlte ein damals freiwillig Versicherter rund 228 Euro. Der Beitrag heute (OHNE die Pflegepflichtversicherung) beträgt 627,75 Euro. Das entspricht fast einer Verdreifachung oder einer Beitragsentwicklung von 3,43 % p.a. Inklusive Pflegepflichtversichung ergäbe sich ein Beitrag von aktuell 710,78 Euro - und damit mehr als dem Dreifachen oder prozentual 3,86 % p.a.. 
  • Der Versicherungschutz: Wenn ich Beträge vergleichen, hochrechnen und prognostizieren will, sollte ich zumindest die Beiträge zu vergleichbarem Versicherungsschutz nehmen - und nicht die Grundabsicherung der gesetzlichen Krankenkasse mit Premium-Tarifen der privaten Krankenversicherung vergleichen. Das paßt der "Äpfel-mit-Birnen-vergleichen"-Spruch schon nicht mehr. Das ist eher ein "Weintrauben-mit-Melonen-Vergleich".

Was man bei dem Wechsel ins private System bedenken sollte

Der entscheidende Faktor bei einem Wechsel in die private Krankenversicherung ist die Lebens- und Familienplanung.
Fragen, die man sich stellen könnte: 
  • Wie stelle ich mir meine berufliche Entwicklung vor? Werde ich langfristig privat versichert bleiben können? Welche berufliche Laufbahn schwebt mir vor?
  • Familienplanung: Habe ich vor, für meine Kinder zwei oder drei Jahre zu Hause zu bleiben und später halbtags wieder ein den Job einzusteigen? Das spräche eher für eine gesetzliche Absicherung. Will ich eine Großfamilie? Dann wohl eher eine gesetzliche Versicherung.
  • Schwebt mir eher vor ein oder zwei Kinder zu bekommen und will ich nach kürzerer Unterbrechung wieder voll in meinen Job einsteigen? Dann eher privat krankenversichern.
  • Wenn ich mir Sorgen um steigende Beiträge mache - warum lege ich nicht einfach die Ersparnis durch die private Krankenversicherung zur Seite und fange damit die Phase auf, in der ich vielleicht wegen Kindererziehung oder - mitversicherung höhere Beiträge zu zahlen habe?
  • Wie sorge ich für mein Alter vor? Was für Ausgaben kämen als gesetzlich freiwillig versicherter Rentner auf mich zu?
Je nach Einstellung, Lebenslage und Zukunftsplanung gibt es noch viel mehr Fragen, die aufkommen könnten. Ein Selbständiger muss anderes bedenken, als ein Angestellter. Die Versorgung eines Beamten sieht wieder anders aus.

Letztendlich finden sich die wichtigen Entscheidungskriterien alle in dem Rahmen der Berufs- und Familienplanung wieder - aber nur eine kundenorientierte, individuelle Beratung kann da weiterhelfen. Ein generalisierender, einseitiger Artikel aus der bonbonbunten Finanztest eher nicht.


Viele Grüße,

Euer Mark
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