Fairriester-Update: Die Fairr GmbH kooperiert mit myLife und (ver)rechnet sich schön







Vorsätzliche Augenwischerei im Vorsorgemarkt hat für mich ab heute einen neuen Namen: "fairriester".

Anmerkung 23.2.2016: Ich stelle diesen Artikel jetzt online, wie er ist - aber er ist noch nicht fertig. Er ist nicht optimal strukturiert, es fehlen noch mehr interessante Fakten, aber er muss trotzdem raus, denn:

Viele an Fairriester Interessierte sollten wissen, worauf sie sich einlassen und welche Risiken Sie dabei eingehen - und welche Register gezogen werden, um das Produkt Fairriester schönzurechnen und schönzureden.


Insbesondere vor dem Hintergrund, dass eine Altersvorsorge über Jahrzehnte laufen sollte. Es gibt einfach so viele Punkte... Die Beitragsgarantie stellt eine winzige Privatbank her. Die Hochrechnungen bei der Verrentung sind ohne Todesfalleistung kalkuliert, die Darstellung der garantierten Rente ist Augenwischerei, die voraussichtliche Rente ist falsch berechnet. Der Versicherer myLife, mit dem die Fairr GmbH neuerdings zusammenarbeitet, ist winzig und gehört einem Privat Equity Fonds - allein, was das für den Sparer bedeuten kann, ist nicht ganz einfach zu erklären.

Dazu kommt, daß das ganze Konstrukt so schön persönlich und mit der "Wir sind die verbraucherfreundlichen, transparenten Newcomer"-Story daherkommt und damit marketingtechnisch sehr gut aufgestellt in die Kerbe "Böses-provisionsgetriebenes-Versicherungs-Establishment-nimm-dich-in-Acht!" schlägt.

Dabei ist es der Kunde, der sich in Acht nehmen sollte. Weichgekocht durch vollmundige Versprechen von vermeintlich sehr smarten und persönlichen Idealisten werden ihm Versprechungen vorgegaukelt, die sich mit etwas Blick für´s Detail in Luft auflösen.

Ich überarbeite den Artikel in den kommenden Wochen kontinuierlich, damit er wirklich "rund" ist. Aber jetzt muss er erstmal raus. Für euer Feedback bin ich dankbar!

Aber von vorne:

Ein Startup ohne Up - Fairr versprach eine "Riesterrente" ohne einen Riesterrentenpartner zu haben

Als Fairriester von Fairr auf den Markt kam, startete das Startup-Unternehmen einfach schon einmal mit hübschen Hochrechnungen ohne überhaupt einen Versicherungspartner für die lebenslange Verrentung zu haben.


Dazu kam, dass man sich als Kunde für die Garantie seiner Beiträge auf eine winzige Privatbank verlassen sollte.

Den Artikel dazu findet ihr hier: "Fairriester der Fairr GmbH im Test".

Damals erschien mir das Ganze einfach als ein von ein paar eher engagierten als informierten Überzeugungstätern schlecht zusammengezimmertes, aber optisch und marketingtechnisch hübsch aufgemachtes Konzept.

Heute sehe ich das anders - um es auf den Punkt zu bringen:

Die Fairr GmbH betreibt mit ihren Berechnungen zur Verrentung ihres Fairriester-Tarifs vorsätzliche Augenwischerei und zieht dabei alle nur möglichen Register.

Was wir euch im Folgenden detailliert und nachvollziehbar beweisen werden.

Fairr kooperiert beim Fairriester mit myLife - und stellt interessante Berechnungen an

Nun hat die Fairr GmbH einen Partner für die lebenslange Rente: Die myLife Lebensversicherung. Kennt ihr nicht? Macht euch nichts daraus. Wer unseren vorherigen Artikel gelesen hat: Von der Größe her die Sutorbank unter den Versicherern. Auch auf der Homepage ist nicht viel herauszufinden - allerdings weiß Wikipedia mehr: Es handelt sich um eine Versicherung, deren Kapitalgeber.

Die Realität ist also noch schöner als selbst erstellte Hochrechnungen? Da kann was  nicht stimmen!

Also schauten wir uns das genauer an und zeigen euch unsere Nachforschungen nachvollziehbar anhand einer Beispielrechnung, die sich wiederum an einem Riesterrenten-Beispiel auf der Seite von myLife orientiert (warum diese Vergleichbarkeit wichtig ist erfahrt ihr "ruckzuck"):

Quelle: fairr.de


Auf den ersten Blick auffällig ist die exorbitant hohe Garantierente und die ebenso ungewöhnlich hohe Verrentung des Gesamtguthabens. (Fairr nennt auch einen Grund in ihren FAQs, Punkt 7, Unterpunkt 13: "Dies liegt an der hohen Leistungskraft der myLife Versicherung und den niedrigen Kosten.")

Nun. Wir werden sehen. ;)


Der erste Blick: Die garantierte Rente



Für eine garantierte Rente braucht man üblicherweise zwei Dinge:
  1. Ein garantiertes Kapital
  2. Einen garantierten Rentenfaktor

Üblicherweise. Aber Fairriester ist ja nicht einfach üblicherweise - da kann man schonmal ein bisschen individueller rechnen, wie ihr im Folgenden sehen werdet...

Faktor 1: Das garantierte Kapital beträgt 62.795 Euro. Siehe Screenshot oben.

Faktor 2: Der garantierte Rentenfaktor. Wie das Guthaben verrentet wird, hängt vom Eintrittsalter und Rentenbeginn des Riesternden ab (und läßt sich bei Fairr.de hier berechnen) - in unserem Beispiel sehe das so aus:

Quelle: Fairr.de

Ja, wenn man diese Eckdaten hat, dann kann man das Angebot mit einem Taschenrechner ganz einfach nachrechnen und kommt zum Zwischenfazit...


Zwischenfazit: "2 x 3 macht 4 - widdewiddewitt und 3 macht 9e!
Ich mach' mir die Welt - widdewidde wie sie mir gefällt ..."

  • Die garantierte Rente wird falsch berechnet: Statt das garantierte Kapital für die garantierte Rente zu Grunde zu legen, wird das (nicht garantierte!) Gesamtkapital zu Grunde gelegt - so kommt man im Beispiel auf stattliche 322 Euro garantierte Rente, wo eigentlich "nur" 190 Euro (Garantiertes Kapital 62.795 Euro x garantierter Faktor 30,32 (s.o.) stehen dürften.
  • Die voraussichtliche Rente wird einfach falsch berechnet: Der Verrentungsfaktor beträgt für einen 1979 geborenen voraussichtlich (nicht garantiert) 40,22 Euro pro 10.000 Euro Guthaben. Das ergibt bei Anwendung des einfachen Dreisatzes aber "nur" 428 Euro Monatsrente - nicht 445 Euro Monatsrente. (106.307 Euro x 40,22 Euro : 10.000) Unsaubere Arbeit.
Nichtsdestotrotz sind das recht hohe Verrentungsfaktoren, daher war mein nächster Gedanke, mir einmal diesen Versicherungspartner näher anzusehen: Die myLife-Lebensversicherung. 

Ist dieser Versicherer so eine Ausnahmeerscheinung am deutschen Markt, so exzellent und konkurrenzlos?

(Nein, ist er nicht. Aber ich greife vor...)

Leider finden sich auf der Website von myLife keine Angebotsrechner, sondern nur dieses Riester-Beispiel, anhand dessen man sich die Verrentungsfaktoren näher ansehen kann(zum Aufruf des Angebots-pdfs dort auf "Mehr erfahren" klicken):

Quelle:
https://www.mylife-leben.de


Deswegen habe ich auch das Beispiel des Fairriesters ganz oben an dieses Beispiel angelehnt und die erwartete Renditeannahme des Fairriester-Tarifs so weit angenähert, daß sich das garantierte und voraussichtliche Kapital fast deckt.

Und damit kommen wir zum nächsten Zwischenfazit:

myLife räumt Fairriester-Kunden bessere Konditionen ein, als den eigenen Kunden?

Das müßte so sein, denn die garantierte Verrentung und auch die Gesamtverrentung liegt bei ähnlichen Ablaufleistungen deutlich (10% und mehr) unter den (von uns bereits korrigierten) Hochrechnungen des Fairriester-Tarifs.

Kann das sein? Wohl eher nicht. Also machte ich mich auf die Suche nach weiteren Haken im Angebot von Fairr.de und wurde - wie soll es anders sein - auch fündig:

Anscheinend geht jeder bei Fairr.de stillschweigend davon aus, dass der durchschnittliche Fairriester-Altersvorsorgesparer seinen Lebensabend als Single verbringt - denn die angesetzten Verrentungsfaktoren sind OHNE Todesfallleistung kalkuliert.

Natürlich ohne das transparent und ersichtlich für den Kunden in der Hochrechnung darzustellen. Details, Details... Das macht wahrscheinlich alles zu kompliziert... Verzeiht mir den Sarkasmus.

Wer sich auf der Seite "Garantierte Rentenkonditionen" ein bisschen intensiver umsieht (und wer sich für Fairriester interessiert, sollte sehr, sehr intensiv hinsehen), der stolpert über zwei pdf-Tabellen: "Garantierte Rentenfaktoren" und "Vorausichtliche Rentenfaktoren".

Und schon sieht die Welt ganz anders aus: Während myLife in ihrem Angebot mit der (für den Kunden fairsten) Todesfalleistung "Restkapitalabfindung" kalkuliert, rechnet Fairr den Interessenten einen Tarif ohne Todesfallleistung vor.

Schaut man mal ins pdf für die Rentenfaktoren INKLUSIVE der Todesfallleistung "Restkapitalabfindung" eines 1979 Geborenen, der mit 67 in Rente geht, kommen ganz andere Faktoren heraus:

Statt 30,32 Euro sind es noch 27,50 Euro beim garantierten und statt 40,22 Euro sind es noch 36,47 Euro beim voraussichtlichen Rentenfaktor - da sind die 10% Differenz.

(Kurze Zwischenfrage: Wo im Antragsprozess wird man eigentlich auf das Thema Todesfallleistung und die Veränderung der Verrentung hingewiesen? Was denkt ihr? Nirgendwo? Richtig - die geschönte Hochrechnung wird nirgends thematisiert und es wird nirgendwo auf eine Veränderung hingewiesen.)

Das Fairriester-Fazit: Fehlberechnungen und viel Augenwischerei


Steckt denn hinter den kruden Berechnungsmethoden System? Entscheide selbst, ich fasse nochmal zusammen:

  • Die "garantierte Rente" berechnet die Fairr GmbH unter der Annahme, die NICHT garantierte Gesamtauszahlsumme sei garantiert.
  • Die voraussichtliche Rente wird einfach falsch berechnet und meine Krönung:
  • Es wird komplett ohne Todesfallschutz im Ruhestand kalkuliert - ohne, dass in der Berechnung irgendwo ein Hinweis zu finden wäre
  • Dazu kommt auch noch die nie mit berechnete Kontoführungsgebühr von 2,25 Euro pro Monat - klingt winzig, aber da kommen mit Zins und Zinseszins tausende Euros zusammen, die eben nicht in die Altersvorsorge fließen.
Ich bin der Meinung: Daumen runter. Mehr Augenwischerei ist schwer vorstellbar.

Viele Grüße,

Euer Mark
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