Edda Castelló und Handelsblatt online - paßt.

Ich finde Verbraucherschutz toll - und Aufklärung in der Versicherungsbranache ist wichtig. Allerdings bekomme ich Schüttelfrost, wenn ich Artikel lese, die zum Einen sensationslüstern und einseitig und zum anderen frei von fachlichen Hintergründen sind.

Das Handelsblatt war vor über einem Jahrzehnt mal eine renommierte Zeitung. Spätestens seit dem Artikel "Das Ende der Superrenten" ist das Handelsblatt allerdings auf Bild-Niveau angekommen. Nicht nur der Titel, sondern auch der Inhalt ist vollkommen sinnfrei. 

Kurzfassung: In Unternehmen angestellte Juristen, die zwar eine Anwaltszulasssung haben, aber nicht in originär anwaltlicher Tätigkeit arbeiten, müssen sich in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichern, statt im Versorgungswerk. Das betrifft eine kleine Gruppe von Anwälten und läßt keinerlei Rückschlüsse auf die "echten" Anwälte und Freiberufler zu. Aber wer so schöne Titel erfindet, der schreibt sich auch im Text zusammen, was aufmerksamkeitsheischend und sensationell - und Schwachsinn - ist.

Und nun hat das Handelsblatt online einen Artikel mit Zitaten von Edda Castelló "gewürzt" und mal wieder journalistisch minderwertige Arbeit geleistet. Unter der Überschrift "Verbraucherschützerin senkt den Daumen" finden sich ein paar "Fakten", über die ich kopfschüttelnderweise nicht hinweglesen konnte.

Liebes Handelsblatt, da eure Berichterstattung so herrlich unkritisch und mit so wenig Tiefgang wie ein gutes Kajak daherkommt, helfe ich gerne mit ein wenig Fachwissen aus der Praxis aus. Hier ein paar der Punkte, die ihr ohne nähere Prüfung oder Kommentar übernehmt, einmal fachlich fundiert beleuchtet:

Falsche Kostenberechnung


"[...] Der Garantiezins ist ja auch sehr irreführend, weil er sich nicht auf die 100 Euro Einzahlung bezieht, sondern auf das, was übrig bleibt, wenn von den 100 Euro die Kosten abgezogen werden. Den Garantiezins gibt es dann auf 60 oder 70 Euro."
Stimmt das? Mal sehen. Ich rechne einmal kurz für mich (36 Jahre alt) einen Vertrag mit 100 Euro monatlichem Beitrag bis zum 65. Lebensjahr...


Wir haben aktuell einen Garantiezins von 1,75 % - damit läßt sich die Kostenbelastung in Bezug auf den Beitrag dank www.zinsen-berechnen.de leicht rechnen:

Seltsam - sieht ganz so aus, als wäre die Kostenblastung nicht halb so hoch, wie von Edda Castelló und dem Handelsblatt geschrieben. Da habt hr wohl Quatsch veröffentlicht.

Tagesgelder und Bundesschatzbriefe statt Rentenversicherungen


"Nach unserer Stichprobe ungefähr 3,7 Prozent. Das ist für die Phase der letzten zehn, zwanzig oder dreißig Jahre wirklich mehr als mager. Wer sein Geld als Bundesschatzbriefe angelegt hätte oder als Festgeld, der würde jetzt mehr haben."
 Dazu hat der GDV ausführlich in dem Artikel "Verbraucherschützerin führt Fernsehpublikum in die Irre" Stellung bezogen.Liebes Handelsblatt: Der Artikel ist öffentlich verfügbar. Hier hätte man journalistische Arbeit leisten und die Lage reflektieren können, ohne sich groß anzustrengen...

Deswegen nur ganz kurz: Die Zahlen sind falsch dargestellt, die steuerliche Sicht und das Thema Langlebigkeit sind nict berücksichtigt, Bundesschatzbriefe kann man seit 01.01.2013 gar nicht mehr erwerben, weil die Bundesregierung diese aufgrund des niedrigen Zinsniveaus eingestellt hat. Tolle Recherchearbeit, tolle Vorschläge.

Ich werde gleich mal bei meiner Hausbank anrufen und fragen, wie es mit einem monatlichen Sparplan in ein Festgeld aussieht. Das geht nämlich auch nicht... :(

Aber der Hammer kommt ers noch:

Versorgungslücke im Alter? Einfach nicht beachten!


"Falsche Frage. Man soll nicht so auf die Versorgungslücke gucken. Man muss gucken: Was man im Moment übrig? Wie ist jetzt die Situation? Und da heißt es zuerst, Kredite tilgen. Und wenn Geld zum Sparen übrig hat, sollte man vernünftige Sparformen suchen."
Tja.

Da fehlen mir die Worte. Finanzplaung? Fehlanzeige. Der Tipp der Verbraucherschützerin: Kredite tilgen und wenn was übrig ist, es irgendwie zur Seite legen.

Wenn der durchschnittliche Bürger diesem Tipp folgt, wird er am Ende mir leeren Händen da stehen. Spardisziplin zu halten ist nämlich gar nicht so einfach. Wenn ich erstmal die Kredite abbezahle und auf die Seite packe, was übrig ist, wird da bei den meisten nicht viel sein.

Für die Mehrheit der Bürger ist es einfacher, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen: Darlehen kontrolliert abzubezahlen und gleichzeitig einen Teil meines Einkommens gezielt für´s Alter auf die hohe Kante zu legen. Und am besten nicht als Tagesgeld, an das ich jederzeit herankomme. Sonst wird nämlich das nächste Auto doch etwas größer, der nächste Urlaub doch eine Klasse besser und und und. Aber das ist die psychologische Seite der Medaille.

Versorgungslücke? Einfach nicht beachten. Das was übrig ist, zur Seite packen. Ich würde ja lachen, wenn´s nicht so traurig wäre.

Wer schützt uns vorm Verbraucherschutz?


Die Frage ist lange überfällig.

Ich arbeite seit über 10 Jahren in der Branche. Sauber, kundenorientiert und fachkundig. Ich bin Bankkaufmann, Versicherungsfachmann und Fachwirt für Finanzberatung. Ich habe diverse Weiterbildungsmaßnahmen und eine Coaching-Ausbildung zur besseren Kommunikation und Kundenverständnis hinter mir.

Ich hafte für meine Beratung, bin zur Protokollierung und ausführlichen Betrachtung der Kundensituation gesetzlich verpflichtet, muß Sachkunde und Vermögensschadenhaftpflicht-versicherung nachweisen...

Und eine hochrangige Verbraucherschützerin redet - klar belegbar - Quatsch, den eine - für mich ehemals - renommierte Zeitung auch noch veröffentlicht.

Liebe Versicherer: Tut etwas. Verklagt die handelnden Personen wegen Falschberatung, Verleumdung oder grobem Unfug. Was auch immer. Aber kommt endlich aus eurer Büßerecke und der Defensive raus: Ihr habt einen Auftrag. Ohne private Absicherung geht in Deutschland heute und um so mehr zukünftig nichts. Das ist euer Geschäft - und euer sozialer Auftrag. Für die Bürger in der Bundesrepublik. Für unsere Kunden.



Viele Grüße,

Euer Mark
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